Bigpoint und Gameforge

Der Kampf um die Vorherrschaft

Denkt man an Browserspiele und Kommerzialisierung, fallen einem sofort zwei Namen ein: Bigpoint und Gameforge.

Gameforge

Die Firma Gameforge entstand aus einem Zusammenschluss: Die beiden Gesellschafter brachten jeweils ihre selbstentwickelten und erfolgreichen Titel Ogame und Wogen des Schicksals ein. Fertig war der Einstieg in eine Wachstumsgeschichte.

Das Expansionskonzept hinter Gameforge ist relativ einfach erklärt: Internationalisierung. Als die Browserspiele-Szene noch im Entstehen war, begann Gameforge schon damit erste erfolgsversprechende Titel wie z.B. Travian für das Ausland zu lizensieren. Anders als in Deutschland war die Entwicklerszene anderswo nicht so mannstark. Trotzdem gibt es ein starkes Interesse an Browserspielen. Auch waren so die Kosten leicht kalkulierbar. Die Firma schrieb so von Anfang an schwarze Zahlen.

Mit der Tochter Gameforge4D beschrängt sich Gameforge aber nicht nur auf die Internationalisierung von Browserspielen. Sie kauften gleichzeitig Lizenzen für mehrere koreanische Voll-MMOG und schmissen die in Deutschland und Europa erfolgreich auf den Markt.

Ende 2006 übernahm Gameforge das vor der Pleite stehende französische MMOG-Entwicklerstudio Ryzom mit seinen 20 Mitarbeitern. Mittlerweile ist dieses Spiel ebenfalls auf englisch und deutsch zu spielen und scheint sich einiger Beliebtheit zu erfreuen.

Obwohl, wie schon gesagt, Gameforge profitabel ist, kostet weiteres Wachstum natürlich Geld. So investierte der hinter dem amerikanischen Facebook stehender Risikokapitalgeber Accel im August 2007, Gerüchten zufolge, einen um die 10 Millionen Euro schweren Betrag in eine Minderheitsbeteiligung, Das Geld ist zumindest teilweise in eine Kapitalerhöhung geflossen..

Die aktuelle Summe der Registrierungen beziffert Gameforge mit über 40 Millionen, davon sollen 6 Millionen aktiv sein. Das deutsche Geschäft scheint entgegen den Erfolgen im Ausland zu stagnieren. Die Benutzerzahlen beim Zugpferd Ogame stagnieren. Die Foren-Aktivität beim neu gelaunchten Titel darkpirates lässt vermuten, dass die Benutzerzahl nicht besonders bombastisch ist.

Bigpoint

Die zweite große Browserspiel-Firma Bigpoint verfolgte bisher ein vollkommen anderes Konzept. Hier setzte man eher auf eine Expansion im Inland.

Ähnlich wie bei Gameforge begann auch Bigpoint mit einer Eigenentwicklung, dem Ice-Hockey-Manager Icefighter. Bigpoint reagierte aber, damals noch unter dem Namen e-sport, deutlich affiner auf Investment-Kapital. So stieg mit Aurelia schon 2005 der erste größere Investor ein. Die Entwicklung beschleunigte sich entsprechend. Und bis zum Ende des Jahres waren 8 Titel auf dem Markt und ein Umsatz von 2 Millionen € wurde erwirtschaftet. Für 2006 war mit mindestens 8 Millionen € geplant worden. Doch weitere Veröffentlichungen dazu liegen nicht vor.

Bigpoint waren die ersten die im großen Stile Flash einsetzten, um Browserspiele noch attraktiver zu machen, und so ein ganz neues Klientel ansprachen. Das gelang auch über neue Vertriebswege: Bigpoint schloss Kooperationsverträge mit namhaften Portalanbietern, wie web.de, GMX oder ProSiebenSat1 ab. Diese konnten Bigpoint-Spiele fortan in den eigenen Inhalt einbetten und machten so Millionen Menschen auf Browserspiele aufmerksam. Bigpoint entwickelte ebenso erstmals Browserspiele um Kundenpräsenzen aufzuwerten, so z.B. das Spiel zu der Fernsehsendung Popstars.

Versuchsweise brachte Bigpoint auch Seafight für 9,99€ als CD-ROM in den Handel. Dort gab es dann einige Zusatztools zu dem Browserspiel. Diese Aktion wurde jedoch nicht wiederholt, machte aber sicherlich viele Menschen zusätzlich auf Browserspiele aufmerksam.

Neben den Jamba-Gründern beteiligte sich 2006 auch die große Internetschmiede United Internet mit 12,5% an Bigpoint. Zusätzlich übernahm deren Tochter ADLINK exklusiv die Vermarktung des neu entstandenen Browserspiel-Portals Bigpoint.com. Von dem neuen Kapital erwarb die Firma Beteiligungen an anderen erfolgsversprechenden Browserspielen, ein großer Teil floss aber auch ins Marketing. Selbst dem unbedarftesten Leser werden die Fernsehwerbespots auf MTV aufgefallen. Sein.

Mittlerweile scheint aber auch Bigpoint seine Strategie zu ergänzen. Neben neuen Titeln und neuen Kooperationen (RTL.de) beginnt nun auch die Internationalisierung. Über 100 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile für Bigpoint. Über 8 Millionen Spieler sind mittlerweile registriert. Aktuelle Presseerklärungen vermelden, dass der letztjährige Umsatz auch diesmal schon im ersten Halbjahr übertroffen wurde.

Marketing

mit Moneten

Die meisten Browserspiele fangen irgendwann einmal damit an, dass der Admin all seine Freunde einlädt. Wenn die Gefallen an dem Spiel finden, dann bringen die schnell neue Leute ran. Das Spiel wächst organisch. Aber organisches Wachstum lässt sich nur schwer steuern und kommt auch gerne mal zum erliegen.

Ein paar Browserspiele sind deswegen einen Schritt weiter gegangen, sie betreiben “richtiges” Marketing. Und richtiges Marketing heißt, richtiges Geld in die Hand zu nehmen. Fangen wir einfach mal an:

Affiliate Marketing

Über Partnerprogramme honorieren diese Anbieter, wenn man ihnen über eigene Homepages oder Emails neue Spieler vermittelt. Die Stämme (www.die-staemme.de/) bezahlt über Superclix € 0,03 pro Klick auf ein Banner und pro vollzogener Registrierung € 0,30. Aus eigener Erfahrung nehme ich an, dass die Conversion (Wie viele Klicks führen zu Registrierungen) bei höchstens 25% liegt. Insgesamt heißt das, pro neuem Spieler werden € 0,42 bezahlt. So viel muss also jeder neue Spieler also mindestens einbringen, damit sich das Werben gelohnt hat. Problematisch: Viele Spieler registrieren sich, loggen sich aber nie wieder ein. In dem Fall dann verschwendete Kohle.

Ein Werbeprogramm mit ähnlichen Umständen hat Bigpoint (de.bigpoint.com/) vor nicht allzu langer Zeit bei affili.net gelauncht. Die Konditionen änderten sich aber schnell. Da die Rate aktiver Spieler wohl unter aller Sau war, bezahlt Bigpoint jetzt nur noch €0,05 pro Registrierung, legt aber € 0,30 drauf, wenn der Spieler mindestens einen Monat aktiv bleibt. Was aber scheinbar die wenigstens tun. Zusätzlich erhält man 25% der Umsätze, die Bigpoint mit dem Spieler über z.B. Premiumaccounts erwirtschaftet.

Travian (www.travian.com/de) bezahlt pro Registrierung bei Adbutler € 0,50, was soweit die höchste Summe zu sein scheint, aber immer noch nicht gerade bombastisch ist.

Ein Maßstab, ob sich das lohnt ist, ob die Suchmaschinen usw. von Seo’s mit Spamseiten zugespammt sind, die nur darauf aus sind über die Affiliate-Programme abzukassieren. Sucht man nach einzelnen Spielnamen, ist das sogar wirklich der Fall. Doch viel Mühe scheinen sich die Spammer selbst bei diesen High-Conversion-Begriffen nicht gegeben zu haben, dementsprechend gering scheint also ihre Marge zu sein.

Suchmaschinen Marketing

Deutlich mehr Geld scheinen Browserspiele-Betreiber für Suchmaschinenmarketing, wohl in Deutschland primär Google Adwords, auszugeben. Sucht man z.B. nach Browsergames, fallen einem sofort auf der rechten Seite die große Anzahl an anzeigen auf. Mehrere dutzend verschiedene dürfen es sein. Als Werbeform scheint das das naheliegenste zu sein.

Die organischen Ergebnisse sind auch nicht ohne. Einige Betreiber scheinen professionelle Optimierer eingesetzt zu haben, um ihre Seiten bei Google nach vorne zu schießen.

Für die großen Jungs

Richtig gut vermarkten lässt sich ein Spiel natürlich, wenn man auf Seiten wie prosieben.de oder web.de eingebettet wird. Das schwemmt einem die Spieler geradezu zu. Doch dafür muss man schon einiges zu bieten haben. Und wie groß der Anteil der Einbettenden am Gewinn ist, steht auch in den Sternen. Umsonst machen die das sicher nicht.